Marokkanische Sahara: Seminar innerhalb der Vereinten
Nationen über die territoriale Selbstverwaltung als Mittel zur
Konfliktbeilegung

New York-Ein internationales Seminar zum Thema "territoriale
Autonomie: Mittel zur politischen Beilegung von Konflikten" wurde am
Montag, den 01. Juli 2019 im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York
von der ständigen Vertretung Marokkos unter Beteiligung einer Vielzahl weltbekannter
Experten, Forscher und Wissenschaftler organisiert.
Dieses Treffen bot die Gelegenheit an, einen Vergleich über die vom
Königreich Marokko vorgeschlagene Autonomieinitiative zugunsten der Sahara-Region
mit anderen Erfahrungen der Autonomie in der Welt als Mittel zur Konfliktbeilegung
anzustellen.
Internationale Experten aus der Schweiz, Italien, Kanada und Indonesien ergriffen
die Gelegenheit beim Schopfe, einige erfolgreiche Beispiele globaler Autonomie
in Konflikten der Vergangenheit zu teilen und die Gründe für das Scheitern
einiger Fälle aufzuklären.
An dem Treffen nahmen auch etwa fünfzig Diplomaten teil, darunter mehrere
Botschafter in New York, Vertreter der UNO-Abteilung für
Friedenssicherungseinsätze und bei den Vereinten Nationen akkreditierte Medien.
Der Vorsitzende des Seminars war Marc Finaud, leitender Berater der
Denkfabrik "Zentrum für Sicherheitspolitik in Genf", der bei dieser
Gelegenheit die Bestimmungen der marokkanischen Initiative für die Autonomie in
der Sahara-Region in Erinnerung rief, um deren charakteristischen Merkmale in den Vordergrund
zu stellen.
In diesem Zusammenhang betonte Finaud, dass die marokkanische Initiative
"auf die seit 2004 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an die
Parteien und Staaten der Region gerichteten Einforderungen reagiert, weiterhin bedingungsfrei
mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten, um der derzeitigen Sackgasse ein
Ende zu bereiten und auf eine politische Lösung hinzuarbeiten".
Er sagte auch, dass die marokkanische Autonomie-Initiative "das
Versprechen einer besseren Zukunft für die Menschen in der Region, die
Beendigung der Trennung und des Exils und die Ankurbelung der Aussöhnung" mit
sich bringen soll.
"Es ist leicht einzusehen, dass diese Initiative eine Lösung für einen
seit 1975 andauernden Konflikt anbietet, die der Sicherheitsrat (...)
regelmäßig als ernsthaft und glaubwürdig bezeichnet hat", sagte er.
Frau Aikaterini Papagianni, vom Zentrum für humanitären Dialog in Genf und
Spezialistin für internationale Konflikte, insbesondere in Liberia, Libyen,
Syrien, Myanmar, in der Ukraine, den Philippinen und im Jemen, stellte eine
vergleichende Analyse mehrerer Autonomiepläne in der Welt mit besonderem Augenmerk
auf die Ålandinseln und Nordmakedonien an.
Sie wies diesbezüglich darauf hin, dass es "kein einziges Modell für
eine gegebene Situation" in dem Sinne gibt, dass "keine
institutionelle Konzeption identisch ist, und dass weder zwei Modelle der
Autonomie genau dieselben Bestandteile teilen.
Denn "Autonomievereinbarungen variieren in mehreren Dimensionen von
einander, die mit den Zentralregierungen ausgehandelt werden".
Frau Papagianni sagte, der Vorteil der Autonomie liege in ihrer
"Flexibilität und in den Möglichkeiten, die sie anbietet - was ihre große
Stärke ist" – nebst einer Reihe kreativer Möglichkeiten, die von der
Übertragung von Mindestbefugnissen bis hin zur Aufteilung bedeutender
Befugnisse zugunsten der autonomen
Region auf lokaler oder regionaler Ebene der Gebietskörperschaften reichen".
Der Professor Ismail Mawardi, ehemaliger Dekan der Rechtsfakultät der
Universität Darussalam-Banda Aceh, Indonesien, verglich seinerseits die beiden
Fälle von Aceh und Osttimor.
In seiner Analyse erläuterte der indonesische Experte "die Gründe für
das Scheitern der Konfliktlösung vermittels eines militärischen Ansatzes",
wobei er sich auf "die erheblichen Verluste konzentrierte, die dieser
Ansatz in menschlicher wirtschaftlicher und materieller Hinsicht auslöste".
In diesem Zusammenhang erinnerte der Professor Mawardi daran, dass die
Lösung des Konflikts in Osttimor an einem militärischen Ansatz gescheitert sei,
und fügte hinzu, dass "selbst die Beilegung durch ein Referendum die
Trennung Osttimors verursacht hat". Diese Situation sei "eine bittere
Erfahrung für Indonesien, auf deren Grundlage die indonesische Regierung
Anträge auf ein Referendum zur Lösung des Aceh-Konflikts ausgewiesen habe".
In diesem Zusammenhang legte der indonesische Experte die verschiedenen
Gründe für den Erfolg der Autonomieoption in Aceh, Indonesien, bei der Lösung
dieses Konflikts nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs dar.
Miguel González Perez, Professor an der Universität York in Toronto,
Kanada, und Spezialist für Lateinamerika, sprach über die verschiedenen Systeme
der Autonomie und Methoden der Selbstverwaltung, die in Brasilien, Kolumbien,
Mexiko, Nicaragua, Ecuador, Panama und Bolivien eingeführt wurden, die es den indigenen Völkern vor Ort ermöglicht haben, ihr eigenes
Land, ihre natürlichen Ressourcen, ihre wirtschaftliche Entwicklung und ihre
kulturellen Rechte zu managen.
Er sagte, dass die Erfahrung der Selbstverwaltung indigener Völker in
Mexiko, Ecuador, Panama und Bolivien als Leitbild für andere Regionen mit indigener
Bevölkerung angesehen werden kann.
Thomas Benedikter, Präsident der Europäischen Akademie in Bozen und Experte
für die Südtirol- Frage zwischen Italien und Österreich sowie für andere
Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt, führte eine vergleichende Analyse der
in Bozen gesammelten territorialen Autonomieerfahrungen von mehr als 60 Fällen
weltweit in fast 100 Jahren durch.
Er wies darauf hin, dass das erste System der modernen Autonomie 1921
offiziell auf den Åland-Inseln in Finnland eingerichtet wurde, betonend, dass
die meisten Autonomiesysteme der Welt heute noch funktionell sind.
Benedikter stellte auch die Notwendigkeit in den Mittelpunkt, vier
grundlegende Kriterien einzuhalten, um von einem modernen demokratischen
Autonomiesystem zu sprechen, nämlich "der Rechtsstaatlichkeit, einer
wirksamen Demokratie mit freien und fairen Wahlen auf regionaler und nationaler
Ebene, der effektiven Übertragung einer beträchtlichen Anzahl von Gesetzgebungsbefugnissen
zugunsten der autonomen Einheit und der Gleichheit der politischen und
bürgerlichen Grundrechte aller Bürger, die sich rechtmäßig im autonomen Gebiet
aufhalten."
"Heute, nach 43 Konfliktjahren, könnte die marokkanische
Autonomieinitiative als ein modernes System der territorialen Autonomie auf eine
Basis eines demokratischen Rechtsstaats sowie eines gewissen Maßes an Autonomie
und Dezentralisierung der Staatbefugnisse im Allgemeinen bauen", erklärte er
somit abschließend.
Quellen:
http://www.corcas.com
http://www.sahara-online.net
http://www.sahara-culture.com
http://www.sahara-villes.com
http://www.sahara-developpement.com
http://www.sahara-social.com
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